Ich durfte einige Frauen und Familien begleiten, die aufgrund ihrer viel und teils exzessiv weinenden Säuglingen meine Leistung aufgesucht haben. Schnell habe ich Zusammenhänge zwischen dem Baby und einer komplizierten, oft traumatisch erlebten Geburt – z.B. aufgrund von Geburtskomplikationen, ungünstig erlebten Untersuchungen und Eingriffen – erkannt. Auch pandemiebedingte Vorgaben schränkten Schwangerschafts- und Geburtserfahrungen zum Teil ein. Beispielsweise ist den Vätern nicht zu jedem Zeitpunkt der Pandemie ermöglicht worden, bei gynäkologischen Untersucheungen zu begleiten oder Geburten zur Gänze zu erleben. Auch werden COVID-bedingte Besuchsregelungen auf den Geburtenstationen (1 Besuch pro Tag – inkl. der Väter) von einigen Familien als erschwerend rückgemeldet.
Die Geburtsgeschichte von Seiten der Mutter/des Vaters und von Seiten des Babys erzählen bzw. ausdrücken zu lassen, auch weitere Wirkfaktoren wie z.B. Schwangerschaftserfahrungen (ggfls. erlebte Abtreibungen/Fehlgeburten), Familienkonstellationen, Lebensumstände und biografische Erfahrungen der Eltern mitzuberücksichtigen, ermöglichen die Komplexität und letztendlich Klarheit der individuellen Ursachen zu erfassen. Dem Säugling in seinem körperlichen und emotionalen Ausdruck Gehör und Verständnis zu schenken und die „Sprache des Babys“ an die Eltern zu übersetzen, so dass sie verstehen und Sinnhaftigkeit erkennen, ermöglicht tiefe Verbundenheit, Entspannung und Lösung im Familiensystem – exzessives Schreien/Weinen des Babys wird dafür nicht mehr notwendig.
Auch wenn sich ein kurz – bis mittelfristiger Entwicklungsprozess offenbart, können gemeinsam Resilienzen/Ressourcen aufgebaut werden, mit Verständnis und Verbundenheit die individuelle Entwicklung des Babys gestärkt begleiten zu können. Die Arbeit ist auch präventiv sehr wichtig, so dass auch mögliche Folgeschwangerschaften und – geburten positiv und unvoreingenommen erlebt werden können.